Ergebnisse und Produkte des EQUAL-Projektes "GSW-(Zusatz-)Jobs - Dienstleistungen in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft"
Die BAG IDA hat zwischen 2005 und 2007 das EQUAL-Projekt "GSW-(Zusatz-)Jobs - Dienstleistungen in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft" durchgeführt. Die beiden Teilprojekte "Neue Qualifizierungen in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft" und "Neue Jobs in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft" zielten darauf ab, die zusätzlichen Arbeitsgelegenheiten (Zusatzjobs) zu einem Instrument der aktivierenden Arbeitsmarktpolitik zu entwickeln, sodass sie nicht nur den sozialen und beruflichen Integrationsprozess verbessern, sondern von den Teilnehmenden auch als sinnstiftend erfahren werden können. Als Teile der EQUAL-Entwicklungspartnerschaft "Wandel - Innovation - Botschaft" nahmen die beiden Modellprojekte "GSW-(Zusatz-)Jobs" dabei den Strukturwandel in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft zum Anlass, um neue Qualifikationen und Jobs für Menschen zu entwickeln, die zunehmend gesellschaftlich ausgegrenzt werden, weil sie zum Beispiel über keinen anerkannten Ausbildungsabschluss oder nur ungenügende Deutschkenntnisse verfügen, behindert sind oder für zu alt gehalten werden.
"Neue Jobs in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft"
Ziel des Projektes an den Modellstandorten in Bruchsal, Gelsenkirchen, Goslar, Hagen, Köln, München, Münster, Region Stuttgart und Worms war es, während und im Anschluss an Arbeitsgelegenheiten die Vermittlung der Betroffenen in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu verbessern oder ihnen alternative Optionen zur Reduktion ihrer Hilfebedürftigkeit zu erschließen. Es fokussierte zunächst auf drei wesentliche Aspekte:
- die Entwicklung neuer Vermittlungskonzepte und Aufbau lokaler Netzwerke zur Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt,
- die Beratung von Betrieben der Gesundheits- und Sozialwirtschaft bezüglich der Reorganisation von Arbeitsprozessen, um neue Beschäftigungspotenziale zu erschließen,
- die Konzeptentwicklung und Aufbau von lokalen Dienstleistungspools für haushaltsnahe Dienstleistungen.
Diese personenbezogenen Services sollen Unterstützung für hilfebedürftige Menschen anbieten, durch die diese in die Lage versetzt werden, länger selbstbestimmt in ihrer vertrauten Umgebung zu leben. Damit die einfachen Helfertätigkeiten, die im Zentrum des Angebots solcher Dienstleistungspools stehen, auch von Menschen ohne anerkannte Fachqualifikationen ausgeübt werden können, müssen sie mit der Professionalität des Fachpersonals in der pflegerischen und sozialen Arbeit kombiniert werden.
Im Ergebnis entstand ein Businessplan zur Einrichtung eines Dienstleistungspools für Haushaltsnahe Dienstleistungen. An drei Modellstandorten ist die Vorbereitungsphase bereits beendet und Planungen zur Gründung eines solchen Pools mit lokalen Kooperationspartnern abgestimmt.
Um die Vermittlung von Zusatzjobbenden in anschließende Beschäftigung zu verbessern wurden an den Projektstandorten sowohl Kooperationen mit Privatunternehmen initiiert als auch neue Formen der Zusammenarbeit mit Zeitarbeitsfirmen entwickelt und umgesetzt. Für Menschen mit weiterhin höherem Stabilisierungsbedarf wurde das Modell einer "Jobbörse" erprobt, die auf der Basis nachbarschaftlicher Hilfe stundenweise Arbeit vermitteln. Darüber hinaus entstand ein mobiler Vermittlungsdienst im regionalen Verbund sowie Patenschaftsmodelle, in denen Ehrenamtler vor allem jüngere Zusatzjobbende auf den Weg in Arbeit oder Ausbildung tatkräftig stützen.
Die im Projekt entwickelten unterschiedlichen Übergangsmöglichkeiten aus Zusatzjobs in den Arbeitsmarkt zeigen, dass es nicht nur einen einzigen, wahren Weg der Vermittlung gibt und möglicherweise auch nicht geben kann. Übergänge aus Zusatzjobs in Beschäftigungsverhältnisse müssen daher sowohl unmittelbar erfolgen können als auch durch die Beschäftigung auf geförderten (Kombilohn)Arbeitsplätze oder durch eine längerfristig angelegte, öffentlich subventionierte Beschäftigung in einem sozialen Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Hierfür bedarf es neben flexibel gestaltbaren Anschlussmöglichkeiten an den Zusatzjob auch der Weiterentwicklung geeigneter Beschäftigungsangebote im Sinne eines integrierten Arbeitsmarktes durch caritative Arbeitgeber.
"Neue Qualifizierungen in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft"
Ziel dieses Teilprojektes war es, Arbeitsgelegenheiten so zu gestalten, dass sie für langzeitarbeitslose Menschen eine Brückenfunktion zum allgemeinen Arbeitsmarkt erfüllen. Die Arbeiten an den Modellstandorten Berlin, Bonn, Düren, Frankfurt am Main, Haltern, Paderborn, Stuttgart und Vechta/Cloppenburg bezogen sich dabei im Schwerpunkt auf die Verbesserung der Akquisition und Einrichtung von geeigneten Arbeitsgelegenheiten im Bereich der Gesundheits- und Sozialwirtschaft durch neue methodische Ansätze und Gewinnung neuer strategischer Partner und die Entwicklung und Erprobung von integrierten, modularen Qualifizierungsangeboten, die für den allgemeinen Arbeitsmarkt relevant sind und die zertifiziert werden können. In diesem Kontext entstand die Dokumentation der Strategien zur Akquisition von Einsatzstellen für Arbeitsgelegenheiten.
Der Zusatzjob dient als Einstieg in einen individuellen Entwicklungsprozess. Der damit in jedem Fall einhergehende Erwerb zusätzlicher Kompetenzen soll Menschen mit brüchigen Bildungskarrieren auch zu einem lebensbegleitenden Lernen befähigen. Erst unter diesen Bedingungen kann der Zusatzjob nachhaltige Wirkung entfalten und die Chancen auf Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben verbessern. Gerade für arbeitsmarktferne Menschen mit mehreren Vermittlungshemmnissen kann ein Zusatzjob nur dann eine Brücke in den Arbeitsmarkt sein, wenn er zu einer Kompetenzerweiterung führt. Qualifizierungsangebote im Rahmen eines individuellen Entwicklungsplans sind jedoch nicht mit einem "training on the job" gleichzusetzen, sondern umfassen zugleich immer fachliche, methodische und soziale Qualifizierungsinhalte.
Folgende, zum Teil bereits zertifizierte Qualifizierungsmodule wurden dabei in den Modellstandorten erarbeitet und erprobt.